Samstag, 12. Dezember 2015

Was passiert mit der Nahrung nachdem wir sie gegessen haben?

Es ist ein wenig gruselig. Weißt Du, wer in der Überzahl ist auf unserer Erde? Nein, es handelt sich nicht um eine Verschwörungstheorie. Und ich habe sie auch nicht gezählt. Sie wachsen ständig in der Anzahl, man sieht sie nicht, dennoch: sie werden immer mehr. Die Rede ist von Mikroorganismen - Bakterien.

Die Zeiten ändern sich - die Bakterien auch

Seit die Menschheit weiß, dass Krankheiten mit Bakterien zu tun haben, werden sie bekämpft. Doch der Mensch ist mit seinem Latein am Ende. Lange, lange Zeit haben Antibiotika geholfen, den Bazillen den Garaus zu machen. Doch sie scheinen stärker zu sein - auch wenn sie kleiner sind. Sie sind immun geworden, Antibiotika helfen nicht mehr. Ich selber erlebe es im Krankenhaus - da gibt es immer wieder mal ein Zimmer, das veränderte Hygienemaßnahmen benötigt, weil der Patient, der drin liegt es mit einem multiresistenten Keim aufgenommen hat.

Was könnte die Lösung sein?

Die Forschung interessiert sich seit neuestem sehr für das Mikrobiom - das zweite Gehirn in unserem Bauch. Nein, das sind nicht die Nervenzellen im Darm, das sind die Bakterien. Davon haben wir mehr im Körper als eigene Körperzellen. Sie sind in der Überzahl, überall. Und es klingt ganz erschreckend: Für unser Verhalten scheint nicht nur die DNS unserer eigenen Zellen ausschlaggebend zu sein - auch das Erbgut unserer Darmbakterien scheint unser Verhalten zu steuern. Das sagt zumindest die neueste Forschung. Natürlich spielt auch die Umwelt eine Rolle - das ist Gegenstand der Epigenetik. Die Wissenschaft hätte nicht erwartet, was in den letzten Monaten und Jahren über die kleinen Bazillen herausgefunden wurde. Hier ein fesselnder Vortrag darüber wie die Biester auch einen Anteil an Autoimmunerkrankungen haben:

Die faszinierende Zivilisation in unserem Darm!

So gibt es auch Theorien, dass das Mikrobiom andere Erkrankungen mitbeeinflusst. Wissenschaftler haben festgestellt, dass der Blutzuckerspiegel von Diabetikern durch ein Probiotikum sich normalisieren kann. Das könnte der Grund sein, warum manche behaupten, dass Kombucha (der unpasteurisiert eine Unmenge an Mikroorganismen enthält) für Diabetiker unterstützend sein kann. Das ganze lief ohne Nebenwirkungen ab. Faszinierend, wirklich. So gibt es jetzt auch ein von der EU finanziertes Projekt, um den Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und Gesundheit & Wohlbefinden zu erforschen. Offenbar steigt die Vielfalt der Bakterien mit dem Alter. Noch kratzen wir an der Oberfläche - wie Alessio Fasano betont. Das Mikrobiom hilft uns offenbar, Krankheitserreger abzuwehren, es könnten sich dabei neue Wege zur Therapie von Zivilisationskrankheiten auftun.

Dr. Zschocke liest aus ihrem neuen Buch.

Wir stehen Bakterien bisher eher feindlich gegenüber. Ich merke das öfters, wenn ich davon erzähle, dass ich neuerdings Nahrungsmittel fermentiere. Auch das machen Bakterien, ich mache sie einfach zu meinen Dienstleistern. Sie machen Weisskohl haltbar als Sauerkraut und außerdem viel besser verdaulich. Und was ist der gesundheitliche Unterschied für meinen Körper wenn ich das rohe Kraut oder den fermentierten esse? Die Forschung läuft auch Hochtouren. Auf jeden Fall bleibt es spannend - wir können Interessantes aus der Welt des Mikrobioms erwarten. Und jetzt habe ich gar nicht geschrieben was mit der Nahrung passiert wenn wir sie gegessen haben… aber es wird Zeit, dass wir aufhören, Bakterien generell zu bekämpfen - es gibt auch die Guten!

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