Dienstag, 3. Februar 2015

Was ist der Unterschied zwischen Psychotherapie und Satsang?

Es ist gar nicht so leicht, jemandem zu erklären, worum es im Satsang geht. Satsanga (Sanskr.) – Zusammensein in Wahrheit, Zusammensein mit einem Weisen, Zusammensein in Stille und Frieden. Einssein. Jeder kennt es –wage ich zu behaupten. Ebenso wage ich zu behaupten, dass die meisten in ihren Köpfen Vorstellungen darüber haben, die verhindern, dass dieses Einssein offensichtlich ist – oder eben Wünsche und Wichtigkeiten, die das zu oft während des Tages zudecken. Wobei ich viel eher annehme, dass die meisten sich gar nicht dafür interessieren, dass sie das gar nicht wertschätzen – oder es schlicht nicht verstehen. Es herrscht sehr viel Unverständnis darüber – vor kurzem sagte in einem Gespräch ein Vorgesetzter zu mir: „Ich weiß ja nicht was Sie da machen.“ „Nichts.“ habe ich mir verbeten zu sagen – obwohl das stimmt. Ich habe vorgezogen, darüber zu schweigen – das ist ja auch mein Recht. Genau diese Vorstellungen stehen dazwischen und schmelzen dahin für den, der in der Präsenz eines Weisen sitzt. Es brennt ein inneres Feuer, das alles verbrennt, das dazwischen steht. Aus diesem Grund macht es auch Sinn, sich zurück zu ziehen – ins Retreat zu gehen, aus dem Alltag auszusteigen – damit dieses Feuer lodern kann.

Yoga der Stille auf der Messe
"Es stimmt was Sie sagen"

„Vor 10 Jahren kam ich zu Ihnen, weil es mich angezogen hat, dass Sie sagen: ‚Tue nichts und sei glücklich.’ Jetzt ist mein Herz voller Liebe und ich kann es bezeugen: Es stimmt was Sie sagen.“ Was wird Madhukar sagen? Wird er es annehmen? Ist es die Liebe, die aus dem Einen strömt? Oder versucht sie zu gefallen? Er sieht alles – er demaskiert alles. „Das ist sehr schön, was Sie da sagen. Ein anderer hier könnte dieselben Worte sagen, auf die kommt es aber nicht an.“ Was ist es, das sie hat? Oder nicht hat? Mit dem Verstand ist es nicht greifbar.

Was ist Psychotherapie?

Auch wenn es viel komplizierter ist – zu erklären was Psychotherapie ist fällt mir leichter als zu erklären was Satsang ist. Über Techniken wird das Erleben verändert. Menschen werden in die Eigenverantwortung geführt – heraus aus einer Opferhaltung. Zurückgelassene Anteile aus der Kindheit werden geheilt, umarmt, integriert – damit die gesamte Lebensenergie wieder zur Verfügung steht für das Jetzt und die verletzten Anteile aus der Vergangenheit nicht ständig am Rockzipfel ziehen und Aufmerksamkeit verlangen: Beachtung einfordern, sich hervortun, sich verstecken, Unterstützung fordern, beweisen dass man ganz toll – oder ein ständiger Verlierer und Versager ist.

Wann bin ich reif für Satsang?

Wie viele Menschen stecken in einem erwachsenen Körper – verhalten sich aber wie ein dreijähriges? Oder zweijähriges? Oder wie ein pubertierender Jugendlicher? Ich treffe jeden Tag unzählige davon. Wer so dem Meister entgegentritt läuft Gefahr, dass er genau diese unerlösten kindlichen Anteile auf ihn projiziert und sich in kraftraubenden Kämpfen verliert. Mit diesen Schatten aus der Vergangenheit wird es nicht möglich sein, in die Klarheit dauerhaft abzutauchen, das Schwert der Ergründung
Hier geht's zum Satsang
anzuwenden und sich von den Fesseln des Ich zu befreien. Wer so vor ihm sitzt hat es erstmal schwer. Die einen tragen diese Kämpfe direkt mit ihm – die anderen lieber in ihrem eigenen inneren aus. Es ist nichteinmal so, dass man dem entkommen kann – es zeigt sich in seiner Präsenz einfach wie es wirklich um einen steht. Ein schwedischer Satsang-Teilnehmer sagte einmal, es sei frustrierend im Satsang zu sitzen für jemanden, der keine Reife dafür besitzt. Dem kann ich nur zustimmen – denn es zeigen sich jegliche alte Frustrationen wenn es noch welche gibt – es geht gar nicht anders. Diese schmelzen jedoch in der Präsenz des Einsseins genauso dazin. Anders ist es wenn Du wirklich vollkommen erwachsen ist – dann ist die Selbstergründung ein scharfes Schwert, dann geschieht Hingabe, dann bist Du reif.

Und was ist nun der Unterschied?

In der Psychotherapie wird die Person verändert – im Satsang gehst Du darüber hinaus. Psychotherapie verändert Dein Leben, verändert Dein Ich – im Satsang verlierst Du die Identifikation damit. Manche sagen auch, ihnen sei das „Ich“ gestohlen worden. Sie werden zur Leinwand, auf der die Filme stattfinden, die die Person erlebt. Und die Leinwand war schon immer da.

Für wen ist es jetzt empfehlenswert zum Satsang zu gehen?


Jedem, der sich angezogen fühlt empfehle ich, diesem inneren Ruf zu folgen. Bist Du reif, dann geht es schnell. Hast Du noch mit kindlichen Anteilen zu tun, die Dir am Rockzipfel hängen dauert es ein wenig länger. Die Kinder werden durch die Liebe geheilt, integriert, zufrieden. Frust fällt ab und eine durchgehende Zufriedenheit unterfüttert das Leben. Willst Du das? Die einen zünden wie Holzkohle – die anderen rauchen zunächst im Feuer wie nasses Holz. Das Feuer brennt so oder so. Du hast keine Chance – nütze sie!

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